Presse

Kurier 17.09.2007

Step by Step auf das Parkett

Was bei Jugendlichen gefördert wird, sollte auch bei Senioren mehr in Mode kommen: Ein Kurs in der Tanzschule.

VON KATHARINA PEYERL - KURIER 17. September 2007

Ein strenges Fitnessprogramm ist nicht für jeden der passende Ausgleich. Wer dennoch in Form bleiben möchte, findet vielleicht Gefallen an einem Tanzkurs mit seinem Partner.

Zum Beispiel in der 1959 gegründeten Tanzschule Prof. Wagner, wo bereits in der zweiten Generation Kurse abgehalten werden. Mit schnellem Schritt den Alltagstrott besiegen, könnte das Leitmotiv lauten. Denn Wolfgang Wagner, Inhaber der Tanzschule und
Präsident des Verbandes der Tanzlehrer Österreichs, ist es wichtig, Freude an Bewegung zu vermitteln. "Im Gegensatz zu jüngeren Tänzern tanzt die Generation 50 plus am liebsten Walzer, Foxtrott oder Tango, aber auch Boogie", erzählt Wagner. "Man trägt am besten spezielle Tanzschuhe ohne Metallabsätze oder Gummisohlen."

In der ersten Oktoberwoche starten in mehreren Tanzschulen neue Kurse für Senioren. Manche Tanzschüler sind schon länger dabei, wie Familie Eder berichtet: "Zuerst hat unser Sohn hier tanzen gelernt, das war Ende der Siebziger, seither besuchen auch wir die Tanzschule."

Familiär Nicht selten entwickeln sich aus den Tanztreffen auch Freundschaften, wie im Fall von Walter und Ingrid Eder. "Wir haben einige Leute hier kennengelernt, und manche sind gute Freunde geworden, mit denen wir uns auch privat treffen", erzählt Frau Eder. Wenn auch - wie in jeder Tanzschule - auf Etikette geachtet wird, soll das aber nicht heißen, dass es keinen Spaß gibt, denn schulische Atmosphäre herrscht in der Tanzschule Wagner nicht. Zu Nina Simones "My Baby just cares for me" wird ein Jive getanzt, dem ging eine Rumba mit Musik von Abba voran. Wolfgang Wagner liegt es am Herzen, seinen Unterricht nicht trocken und langatmig zu gestalten. So werden die Grundschritte des neuen Tanzes vorgezeigt, danach können die Teilnehmer sich selber aufs Parkett wagen, um auszuprobieren, wie diese Schritte mit Musikuntermalung bei ihnen selber aussehen und ob es funktioniert. Oft kommt es auch vor, dass ein einmaliger Tanzkurs zu einem regelmäßigen Hobby wird. "Ich habe mir den Kurs zum Geburtstag gewünscht, und es hat meinem Mann und mir dann so viel Spaß gemacht, dass wir beschlossen haben, länger zu bleiben", erklärt Teilnehmerin Frau Leitner.


Tanzsaison: Für Familie Eder ist der Tanzkurs auf Grund der familiären Stimmung zum Hobby geworden


Der Standard 23.09.2005

(Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 23.9.2005)

"Warum nicht ich auch?"

Genau wie Wolfgang Wagner, Betreiber einer Tanzschule am Wiener Fleischmarkt. Wagner ist Verbandspräsident der Tanzlehrer Österreichs und sieht in den Prominenten Zugpferde für Tanzmuffel: "Wer beobachtet, dass sogar ein Toni Polster tanzen lernen kann, sagt sich vielleicht: Warum nicht ich auch?"


Kurier

"Ersatz für das Fitness-Center"


Studie zeigt: Tanzen hat auf ältere Menschen viele positive Auswirkungen von Ernst Mauritz - Kurier

 

Es passierte vor 13 Jahren: Inge und Walter Jost, damals beide um die 50, waren zu einer Geburtstagsparty eingeladen: "Obwohl wir in unserer Jugend in der Tanzschule waren, blieben wir als Nichttänzer übrig " wir konnten fast nichts mehr." Seither besuchen die beiden wieder regelmäßig Kurse "

"zwei Mal in der Woche, manchmal auch drei Mal". "Das Einprägen der einzelnen Figuren ist ein gutes Gedächtnis- und auch Koordinationstraining", sagt Inge Jost: "Früher hatte ich immer wieder Kreislaufprobleme. Durch das Tanzen sind sie verschwunden, ebenso wie meine kalten Füße." " "Für uns", ergänzt ihr Mann, "ist dieser Sport der Ersatz für das Fitnesscenter".

Annemarie und Franz Resatz, 53 und 54, haben vor neun Jahren wieder mit dem Tanzen begonnen: "Wir bringen oft die Anspannungen des beruflichen Alltags in den Kurs mit " aber beim Tanzen lösen sie sich auf."

Beide Paare betonen auch den gesellschaftlichen Aspekt: "Wir haben viele neue Freunde gewonnen. Und wir überwinden zwei Mal in der Woche den inneren Schweinehund und gehen am Abend gemeinsam fort." "In der Gruppe der über 50-Jährigen verzeichnen die Schulen durchaus Zuwächse", so Wolfgang Wagner, Präsident des Verbandes der Tanzlehrer Österreichs: "Das älteste Paar in meiner Schule ist 85." Und es kommen auch ältere Menschen, die in ihrer Jugend keinen Kurs besucht haben. "Beim Tanzen betätigt man viele Muskeln", sagt die Orthopädin Dorothea Bliem, selbst begeisterte Tänzerin. "Es fördert die richtige Körperhaltung und stabilisiert die Wirbelsäule." Außerdem hilft Tanzen Osteoporose (Knochenschwund) und Haltungsschäden vorzubeugen. Sarah Houston, Professorin für Tanz an der Universität Surrey in Großbritannien, hat drei Jahre lang untersucht, wie sich regelmäßige Tanzlektionen auf 70- bis 90-jährige Menschen aus Seniorenheimen auswirken: "Jene, die an den Kursen teilnahmen, wurden körperlich beweglicher und auch geistig reger", so Houston: "Sie bekamen mehr Selbstvertrauen, waren generell aktiver und kontaktfreudiger. Sie schöpften aus den Tanzabenden Lebenslust, Jugendlichkeit und Sinnlichkeit " sie fühlten sich einfach wohler."

NICHT NUR FÜR JUNGE Angst, dass man in höherem Alter nicht mehr mitkommt, müsse man nicht haben: "Es gibt keine Hinweise darauf, dass ältere Menschen Schrittfolgen langsamer lernen als junge. Tanzen ist nicht nur etwas für Junge", betont Houston.

Bestes Beispiel für die positiven Auswirkungen ist die 73-jährige Emma Wagner, die 1957 ihre Tanzlehrerprüfung gemacht und mehr als 30 Jahre lang mit ihrem Mann die Tanzschule Prof. Wagner in Wien

geleitet hat: "Ich tanze immer noch gerne, das hält mich jung. Ohne dem geht es einfach nicht."

 

TANZSCHULEN
"Tempo ist kaum langsamer"
Von den rund 100 Tanzschulen in Österreich bietet bereits ein Großteil Kurse für die Altersgruppe 50plus an, so Wolfgang Wagner, Präsident des Verbandes der Tanzlehrer Österreichs.

Das Unterrichtsprogramm ist dasselbe wie bei der Jugend, auch das Tempo sei kaum langsamer: "Vielleicht wird eine Spur gemütlicher unterrichtet, aber nicht sehr viel." Zu den beliebtesten Tänzen in dieser Altersgruppe zählen der Foxtrott und der Cha-Cha-Cha.


Fotos: Martin Gnedt